Warum wir die Kneipe umbenannt haben

Auch wenn unsere Kneipe im Moment leider nicht stattfindet, gibt es hier schon mal ein Statement zur Namensänderung. Wir hoffen sehr, dass wir bald wieder ausgelassen und cis-Männer-frei im AZ zusammen hängen können!

Passt auf euch auf und hoffentlich bis bald <3

Hello liebe Kneipenbesucher_innen,

wie manche von euch bestimmt schon gemerkt haben: Wir haben den Namen unserer monatlichen Kneipe im AZ geändert!
Lange lief die Kneipe unter dem Namen FLINT* Kneipe für alle außer Cis-Männer. Seit einer Weile heißt sie nun aber Damn Feminists! Kneipe ohne cis-Männer. Es ist uns ein Anliegen, transparent zu machen, warum wir diese Entscheidung getroffen haben.Diejenigen von euch, die schon länger dabei sind, wissen vielleicht, dass sich der Text für die Kneipe schon seit Beginn an alle richtet, “die von cis-männlichen Privilegien ausgeschlossen sind”. Obwohl der Veranstaltungsname eine Zeit lang das “FLINT*” beinhaltete, haben wir uns mittlerweile dagegen entschieden.
FLINT* ist ein Akronym für Frauen, Lesben, Inter-, nicht binäre-, und Trans-Personen, welches relativ weit verbreitet ist. Das ist praktisch, weil viele Menschen auf den ersten Blick schnell wissen, was damit gemeint ist.


Aber:
Wer ist damit denn eigentlich gemeint? Und warum?
Das Ziel unserer Kneipe ist es, nach wie vor, “e
inen Raum [zu] schaffen, frei von cis-männlicher Dominanz und Mackertum, jenseits von sexistischen Standards und dem Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit. In einem AZ, in dem wir nicht beobachtet und sexualisiert sind, uns keinem Konkurrenzdruck ausgesetzt fühlen, die Dinge selbst in die Hand nehmen und den Laden schmeißen.” (siehe knitandagitate.noblogs.org)

Um sich dafür wenigstens ein mal im Monat den Raum zu nehmen, in einer Szene, die sonst sehr von cis-Männern dominiert ist, ist es notwendig, einen Ausschluss formulieren. Das ist nicht gar nicht mal so einfach!

Einerseits kann es wichtig und sinnvoll sein, Identitäten spezifisch zu benennen und einzuladen. Je öfter Identitäten, die von dem gesellschaftlichen Konstrukt von Mann* und Frau* abweichen, genannt werden, desto mehr rücken sie in das Bewusstsein der Leute.
Andererseits finden wir den Begriff
FLINT* schwierig. Es ist unmöglich, egal wie viele Buchstaben über die Jahre noch hinzukommen, mit einer Auflistung alle Begriffe zu nennen, mit denen sich Menschen identifizieren können. So eine Auflistung drängt Leute dazu, sich in die Kategorie der jeweiligen Buchstaben einzufügen. Das Letzte was wir wollen, ist es jedoch, Menschen, die unsere Kneipe besuchen wollen, das Gefühl zu geben, dass sie sich, in Bezug auf ihre Identität, klar in irgendwas einzuordnen zu haben.
Außerdem gibt es in der Szene immer wieder Streit und Verwirrung über die verschiedenen Buchstaben: Sind die zum Teil nicht doppelt gemoppelt? Braucht mensch den Buchstaben so-und-so wirklich? Der/Die fällt doch unter den anderen? Bräuchte es nicht noch einen weiteren Buchstaben für so-und-so? usw. Wir wollen Menschen, deren Identitäten in unserem System ohnehin marginalisiert und ignoriert werden, nicht auch noch dem Druck aussetzen, sich in vorgefertigte Kategorien zu zwängen. Auf gewisse Weise tut die Auflistung aber genau das.

Bei unserer Kneipe geht es darum, kurzzeitig einen Raum zu schaffen, der zumindest ein bisschen freier von diesem Kackscheiß-Patriarchat und dessen Einschränkungen und Unterdrückungformen ist; einen Raum, in dem wir uns mit anderen Leuten, die auch von verschiedenen Formen von Sexismus betroffen sind, vernetzen und einfach mal chillen können. Dafür benötigen wir keine Auflistung von Menschen, die eingeladen sind. Es geht ganz klar um Privilegien. In diesem Fall um cis-männliche Privilegien. Wir wollen das Ganze so einfach benennen, wie es ist: Eine Kneipe, die cis-Männer ausschließt.

Der Fokus liegt darauf, dass wir, da cis-Männer bestimmte Privilegien in unserer Gesellschaft genießen und aufgrund ihrer Sozialisierung leider oft ein Kack-Verhalten an den Tag legen, verdammt noch mal einen Abend im Monat ohne sie chillen wollen.
Klar,
Kneipe ohne cis-Männer liest sich als Name nicht so schön und vermutlich kommt ein Ausschluss im Namen für manche Leute zu “anti” rüber, aber das ist nun mal, was den Knackpunkt der Veranstaltung ausmacht.


Schon vor einer ganzen Weile ist außerdem eine kritische Frage an uns herangetragen worden, auf die wir an dieser Stelle ausführlich eingehen möchten: Beinhaltet der Ausschluss von cis-Männern nicht auch den Ausschluss mancher Inter* Personen, bzw. Überschneidet sich die “Kategorie” cis-Mann sich nicht stellenweise mit der “Kategorie” Inter*?
Es geht, wie eben gesagt, darum,
Menschen, die cis-männliche Privilegien haben, auszuschließen. Inter* Personen, selbst wenn ihnen bei der Geburt das Geschlecht Mann zugeschrieben wurde und sie sich als Mann identifizieren, genießen keineswegs cis-männliche Privilegien. Die Marginalisierungs-, Unterdrückungs- und oft bei der Geburt erlebten Gewalt- Erfahrungen, die Inter* Personen machen, liegen zutiefst im Sexismus verankert und sind für cis-gender Menschen niemals nachvollziehbar.
Da wir von diesen schlimmen Erfahrungen nicht unmittelbar betroffen sind, sehen wir uns nicht in der Position, anderen Menschen zu erklären, “wie der Hase läuft”. Anstelle dessen möchten wir euch folgende Texte von Inter* Personen empfehlen, die sich mit dem Begriff cis in Bezug auf Inter* Personen auseinander gesetzt haben:
https://www.intersexequality.com/how-intersex-people-identify/
https://trans-fusion.blogspot.com/2015/06/cis-gender-ipso-gender.html
https://intersexandout.tumblr.com/post/95130298770/caught-in-the-gender-binary-blind-spot-intersex

Zum Schluss eine kleine Anekdote zu dem Damn Feminists!
Vor dem
Bestehen unserer Gruppe haben Menschen, z.T. von uns, in einer anderen Konstellation schon einmal eine ähnliche Kneipe veranstaltet. Es war ein riesiger Kraftakt, eine Kneipe mit Ausschluss durchzusetzen. Es bestand das Gefühl, dass sich viele Leute zu unserer Forderung nach so einem Raum nur Augen-verrdrehend gedacht haben “immer diese verdammten Feminist_innen!”. Dazu gab es in sozialen Netzwerken aufs Übelste sexistische Beleidungen und sogar konkrete Gewaltandrohungen für die Besucher_inner und Veranstaler_innen der Kneipe. Facebook löschte die öffentlichen Veranstaltungen und sperrte die Konten der Veranstaltenden. Die Begründung von Facebook dafür war, dass Veranstaltungen, die bestimmte Menschen generalisiert ausschließen gegen die Facebook-Regeln verstoßen.

Leider konnte diese Kneipe aus verschiedenen Emo- und Zeit- kapazitären Gründen nur ein paar Male stattfinden.
Als wir als Gruppe die Idee von einer cis-Männer-
freien Kneipe wieder aufgegriffen haben, wollten wir den alten Namen wieder aufleben lassen. Unser Kampf ist ein gemeinsamer, auch wenn es zwischendurch mal schwierig ist- wir machen weiter!

Das war’s von unserer Seite. Wir hoffen, ihr versteht jetzt unsere Gedankengänge hinter der Namensänderung. Wer Interesse an einer ausführlicheren Zielsetzung unserer Kneipe hat- keine Sorge! Dazu kommt demnächst auch noch ein Text 😉
Und wie immer, wenn ihr was dazu loswerden wollt, schreibt uns doch ne Email!

Hoffentlich bis bald,
Knit & Agitate